TOUREN AUF EIGENE FAUST

Das Jüdische Viertel Jerusalems – Wege und Gassen

Unvergessliche Schauplätze des Altertums, malerische Wege und Synagogen von einzigartigem Charakter

Der Batei-Mahseh-Platz
Wenn Sie die Altstadt durch das Zionstor betreten, den Parkplatz überqueren und dann durch die Hatzuzrot-Straße (Trompetenstraße) gehen, gelangen Sie zum Batei-Mahseh-Platz: Dem einst größten Platz des Jüdischen Viertels. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden um ihn herum neue Häuser, zur Erleichteruung des überfüllten Viertels, gebaut. Finanziert wurde dieses Projekt zugunsten der ärmsten Jerusalems von Wohltätigkeitsorganisationen aus Deutschland und den Niederlanden. 1871 gab der deutsche Zweig der Familie Rothschild, die Errichtung des steinernen Baus mit seinen beeindruckenden Rundbogen in Auftrag. Seinen Dachsims ziert das Wappen der Aristokratenfamilie mit den lateinischen Worten für Ehre, Energie und Ehrlichkeit. Neben dem Rothschild-Haus steht ein Grabstein zum Gedenken an die im Jüdischen Viertel gefallenen Kämpfer, die 1948 dort beigesetzt wurden. Nach dem Sechs-Tage-Krieg wurden ihre sterblichen Überreste auf den Ölberg überführt.

Sephardische Synagogen
Ihr nächster Halt gilt einer Gruppe von vier sephardischen Synagogen. Die Geschichte der Ältesten, reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, als die sephardische Gemeinde Jerusalems begann, aufzublühen. Um in die Gotteshäuser zu gelangen, müssen sie zunächst die Straßenebene dieser Epoche erreichen. Besuchen Sie die Synagoge von Rabbi Yochanan Ben Zackai. Dort zeigt das von Jean David geschaffene Fresko, das himmlische Jerusalem. Eine Öffnung in der Synagoge führt zu einem anschließenden Durchgang, der im Laufe der Zeit zur Mittelsynagoge wurde. Zudem finden Sie vor Ort die Istanbuli Synagoge, deren beeindruckende Kanzel mit ihrem Torah-Schrank aus Italien importiert wurde. Die letzte der vier Synagogen, ist auch die Älteste unter ihnen: Die Eliyahu-Hanavi-Synagoge.

Der Hauptplatz des Jüdischen Viertels
Nun geht es weiter zum Hauptplatz des Jüdischen Viertels, vorbei an der Rambam Synagoge. In der Nähe des Platzes steht auch die restaurierte „Churva“-Synagoge – eines der bedeutendsten Symbole des Viertels.

Die Herodianischen Wohnhäuser
An der Hakara’im-Straße befindet sich die Tiferet-Israel-Synagoge, die mit Hilfe einer Spende des österreichischen Kaisers Franz Josef gebaut wurde. Weiter befindet sich dort der Eingang zu den Herodianischen Wohnhäusern. Dabei handelt es sich um eine Gruppe von fünf herrschaftlichen Villen, aus der Periode des Zweiten Tempels. Diese Häuser wurden während des großen Jüdischen Aufstands gegen die Römer im Jahr 70 n. Chr. zerstört und gehören heute noch zu einer der eindrucksvollsten, archäologischen Stätten Jerusalems..

Das verbrannte Haus
An der Tiferet-Israel Straße finden Sie auch die archäologischen Überreste des Verbrannten Hauses und dessen Rekonstruktion. Dies ist das Haus, der wohlhabenden, jüdischen Familie Kathros, aus der Ära des Zweiten Tempels. In seinen Überresten machte man faszinierende Funde: Einen Wurfspiess, Nägel sowie den Armknochen eines jungen Mädchens, das in den Flammen umgekommen war.

Der Cardo
Überqueren Sie die Hayehudim-Straße und begeben Sie sich in den Cardo: Der Säulengang des byzantinischen Jerusalems, der auf so vielen antiken Karten der Stadt abgebildet ist. Die Straße, auf der es heute zahlreiche Geschäfte gibt, umschließt die Überreste ihrer antiken Vorläuferin, von der stolze 180 Meter freigelegt wurden.

Das Yishuv-Museum
Ein Rundgang durch die Altstadt bliebe unvollständig, wenn Sie dabei nicht auch das Museum besuchen, das zeigt, wie die jüdische Bevölkerung Jerusalems (die Yishuv) Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1948 lebte. Das Museum liegt in einem der alten Innenhofe des Jüdischen Viertels. Seine Räumlichkeiten präsentieren Ausstellungsstücke zu den verschiedenen Jerusalemer Gemeinden.

Die Klagemauer
Die Klagemauer gehört zur westlichen Befestigungsmauer. Sie ist Teil jenes riesigen Bauprojekts, bei dem der Tempelvorplatz verdoppelt wurde, um die Unmengen von Pilgern aufzunehmen, die nach Jerusalem strömten. In jener Epoche wurde dieser westlichen Mauer keine besondere Heiligkeit zugemessen. Der Haupteingang zum Tempelberg befand sich damals in der Südmauer. Nach der Zerstörung pflegten die Juden über Jahrhunderte hinweg, an der Ostwand oder der Südwand des Tempelbergs zu beten. Die Klagemauer verwandelte sich erst ab dem 16. Jahrhundert zur heiligsten jüdischen Gebetsstätte. Ausgrabungen legten ihre imposante Gesamtlänge von 485 Meter frei, die bis zur nordwestlichen Ecke des Tempelbergs führt.

Unser Tipp: Die Seele der Nation
Die Klagemauer und ihre Umgebung sind die Seele der Nation. Neue Ausgrabungen haben erstaunliche Funde zum Vorschein gebracht, wie zum Beispiel eine ganze Straße aus der Zeit des Zweiten Tempels, den Klagemauertunnel aus massivem Steinwerk und den Hasmonäer Tunnel. Es gibt wohl niemanden, jüdisch oder nicht, der hier eintritt und unberührt herauskommt.

©Dudi Silberschlag, ultraorthodoxer Journalist
Mit freundlicher Unterstützung der: Jerusalem Tourism Authority – Municipality of Jerusalem